Perfektionismus ist eine positive Kraft, wenn wir ihn als Stärke nutzen können und er uns zu ganz besonderen Leistungen antreibt. Hohe persönliche Standards im Einklang mit Organisationsstärke sind bewundernswerte Kräfte, die jedoch auch leider eine Kehrseite haben können. Denn die Frage dabei ist, was den Perfektionisten antreibt. Ist es tatsächlich nur das persönliche Streben und nicht die Angst? Psychologen sprechen dann vom funktionalen Perfektionismus. Einer Kraft, die andere zwar vielleicht nerven mag, ob ihrer Beharrlichkeit, Ausdauer und Energie, für den Betroffenen selbst aber keine oder nur geringe innerseelische Konflikte bereit hält. Der gesunde Perfektionist hat ein Horoskop, das in dieser Hinsicht nicht weiter auffällt, eben ein ganz normales mit Stärken und Schwächen. Die treibenden Kräfte des Perfektionismus - Saturn und Pluto - zeigen zwar auch die Lebensbereiche in denen der Schmerz bei nicht erreichten Zielen empfunden wird. Doch dieser Schmerz führt nicht zur totalen Infragestellung des eigenen Daseins.
Demgegenüber tritt etwas, dass die Psychologie als dysfunktionalen Perfektionismus betrachtet. Zweifeln wir tief im Innern an unserer Leistungsfähigkeit, möchten keine Fehler machen und scheuen uns vor Bewertungen, dann ist die immerwährende Besorgnis der treibende Motor und wir kommen nie zur Ruhe, zweifeln immer und müssen ständig mehr machen als andere.
Die Wurzel des ungesunden Perfektionismus liegt meist in der Kindheitsatmosphäre, einem Umfeld, das zur Leistung antrieb, mit Kritik auf das Kind reagierte und das Gefühl der Zurückweisung durch die Eltern als Urangst tief im Kind verankert hat: „Ich werde nicht geliebt, egal wie sehr ich mich anstrenge und vor allem werde ich nicht einfach so geliebt, sondern muss mich ganz besonders dafür anstrengen.“ Als Erwachsener möchte man dann jeden Fehler ausschließen, denn ein Fehler bedeutet eine persönliche Katastrophe. Das Muster der Kindheit wiederholt sich, die Angst vor Ablehnung und Bestrafung kehrt dann auch als Erwachsener ins Leben zurück.
Ein Blick auf die astrologischen Faktoren eines ungesunden Perfektionismus wirft ein Schlaglicht auf zwei gern zu Rate gezogene, in der Astrologie nicht sehr beliebte Planeten - manches Mal erscheinen sie als die Übertäter der psychologischen Astrologie schlechthin: Saturn und Pluto. Doch darüber wollen wir an dieser Stelle nicht diskutieren.
Mit Saturn erhalten wir einen Einblick in unsere Kindheit. Seine Häuserstellung zeigt uns, wo wir uns nicht frei entfalten konnten, Kritik und Einschränkungen erfahren haben und über wenig Selbstwertgefühl verfügen. Angst und Verunsicherung treibt uns in diesem Bereich als Erwachsene um. Kompensation kann die Folge sein. Perfektionistisches Verhalten kann Kompensation bedeuten, um die Ängste zu bannen. Wirft Saturn Spannungsaspekte auf die persönlichen Planeten Sonne, Merkur oder Mars war die Kindheit meist nicht einfach, wir wurden dort als unzulänglich angesehen und es hat sich in bester freud’scher Manier ein strenges Über-Ich herausgebildet, das von den Eltern mit negativen Botschaften gefüttert wurde und uns als Erwachsene einschränkt.
Mit Pluto verhält es sich da anders, aber eben doch ganz ähnlich. Plutonische Kräfte weisen auf starke verletzende Erfahrungen hin, die tiefgründig wirken. Die spannungsreiche Stellung Plutos weist auf Kindheitserfahrungen hin, die wahrscheinlich von Unterdrückung, Kritik, Demütigung und Aggression geprägt waren. Plutonische Verletzungen sind besonders hart. Diese Kindheiten mögen von Strafe und der Abwesenheit von Lob und Anerkennung geprägt gewesen sein. Als Erwachsener können wir uns dann endlich stark und mächtig fühlen, aber eben nur zum Preis eines kaum aushaltbaren Perfektionismus, dessen Wurzel eine lebensbestimmende Angst ist.